Warum das Jahresgespräch komplett überflüssig ist.

Mit dem nahenden Ende des Jahres verlangsamt sich die Arbeit, die Kalender leeren sich und die Posteingänge werden übersichtlicher. Die besinnliche Jahreszeit steht vor der Tür und lädt dazu ein, sich auf ein festliches Zusammensein mit Freunden und Familie vorzubereiten. Doch plötzlich trudelt eine wichtige Meeting-Einladung von der Führungskraft ein, betitelt mit "Jahresgespräch 2023". Erste Reaktion: Schock, dann Panik! Diese Einladung löst bei den meisten Mitarbeiter:innen Unruhe und Nervosität aus. Ungewissheit darüber, was sie erwartet und die Frage, ob ihre Leistung den Erwartungen ihrer Führungskraft entsprochen hat, stehen im Raum. Oft hängen sogar mögliche Gehaltserhöhungen oder Beförderungen von diesem einen jährlichen Gespräch ab, was ihm zusätzliche Bedeutung verleiht. In diesem Artikel möchte ich erklären, warum ein einmaliges Jahresgespräch wenig Sinn ergibt und wie man Mitarbeiter:innen die Angst davor nehmen kann. Hier sind drei einfache Tipps:

1. Vertrauen aufbauen

Es klingt offensichtlich, aber das Wichtigste ist, das Vertrauen der Mitarbeiter:innen zu gewinnen. Dies gelingt am besten durch regelmäßige Einzelgespräche (1:1). In diesen Gesprächen geht es um den/die Mitarbeiter:in und seine/ihre Themen. Um dem Gespräch Struktur zu verleihen, kannst du mit einem kurzen Check-in beginnen: Wie geht es dem/der Mitarbeiter:in? Gibt es Themen, die er/sie ansprechen möchte? Was läuft gut bzw. weniger gut im Team/der Firma? Wie hoch ist das aktuelle Stress-Level? Hast du als Führungskraft Themen? Zu guter Letzt, Platz für beidseitiges Feedback, sowohl von dem/der Mitarbeiter:in an die Führungskraft als auch umgekehrt.

2. Klare Erwartungen kommunizieren

Als Führungskraft ist es entscheidend, klare Vorstellungen von der Rolle und den Aufgaben der Teammitglieder zu haben und diese auch zu kommunizieren. Wenn du nicht genau weißt, was von deinen Teammitgliedern erwartet wird, solltest du dir sofort darüber Gedanken machen! Nutze die 1:1-Gespräche, um detailliert Erwartungen und Realität abzugleichen – sowohl hinsichtlich dessen, was du erwartest und beobachtest, als auch in Bezug darauf, wie dein Teammitglied seine Rolle und Aufgaben sieht.

3. Regelmäßige Check-In-Gespräche zur Performance & Ziele

Jedes Quartal führe ich mit meinen Teammitgliedern längere Einzelgespräche über das vergangene Quartal. Dabei beleuchten wir Highlights, Lowlights bzw. Lernfelder, besprechen Verbesserungsvorschläge, den Status der Ziele und wie immer gibt es Raum für Feedback – natürlich in beide Richtungen. Durch regelmäßige Gespräche kann der Fortschritt bei Zielen überprüft und die Erwartungen validiert werden.

Durch diese drei einfachen Maßnahmen wird ein dezidiertes Jahresgespräch überflüssig, da klar ist, was von jedem Teammitglied erwartet wird und ob dies der Realität entspricht – schließlich wird regelmäßig darüber gesprochen. Sollte deine Firma dennoch einen jährlichen Gesprächsprozess haben, gibt es noch einen Bonus-Tipp: Mache Notizen zu den Gesprächen und den Quartals-Check-ins. Notiere dabei Erwartungshaltungen, Performance und Lernfelder. Diese Notizen sind Gold wert und ermöglichen ein detailliertes Jahresgespräch inklusive Weiterentwicklung für das Teammitglied. Teile gerne deine Meinung in den Kommentaren.